Mittwoch, 30. Juli 2025

Wo die Welt endete, begann Gott: Ignatius von Loyola

Ignatius begann sein Leben als weltlicher Soldat und starb als Heiliger. Seine bewegende Bekehrung hat er in seiner Autobiographie „Bericht des Pilgers“ festgehalten – allerdings nur widerwillig und auf Drängen seiner Ordensbrüder. Schon der Titel macht deutlich, wie er sich selbst sah: als Pilger, der sich Schritt für Schritt auf den Weg zu Gott machte. Auffällig ist auch, dass Ignatius über sich selbst in der dritten Person schrieb.

Der Bericht beginnt mit einer knappen Schilderung seines Lebens vor der Bekehrung: Bis zum Alter von 26 Jahren – wahrscheinlich war er bereits 30 – war Ignatius „ganz den weltlichen Dingen erlegen“. Er suchte Ruhm und Ehre als Soldat und Offizier und versuchte, sich bei Frauen und seinesgleichen Anerkennung durch Kämpfe und Waffengewalt zu verschaffen. Er stammte aus einer baskischen Adelsfamilie und war am Hof von Juan Velázquez de Cuéllar, dem Schatzmeister König Ferdinands II. von Aragon, erzogen worden. Die höfische Kultur der Reconquista und des Rittertums prägte sein Ideal: Heldentaten, Standesehre und das Streben nach Ruhm.

Die Bekehrung: Unterscheidung der Geister

Alles änderte sich 1521 – im selben Jahr, in dem Martin Luther exkommuniziert wurde und der Wormser Reichstag stattfand. Im Dienst des spanischen Königs kämpfte Ignatius in der Schlacht um Pamplona gegen die französischen Truppen. Die baskische Festung war strategisch von großer Bedeutung, und Ignatius verteidigte sie mit großer Entschlossenheit. Doch eine Kanonenkugel zerschmetterte sein Bein und zwang ihn zur Aufgabe.

Die Verletzung war lebensbedrohlich, und es war ungewiss, ob er je wieder normal würde laufen können. Zwar heilte das Bein, doch es blieb verkürzt und schief. Aus Eitelkeit ließ Ignatius es erneut brechen, um gerade zusammenzuwachsen – eine schmerzhafte Prozedur ohne Narkose.

Während der langen Genesungszeit auf der Burg seiner Familie in Loyola kam er mit verschiedenen Schriften in Berührung: Ritterromanen, Heiligenbiographien und der Legenda aurea, einer mittelalterlichen Sammlung von Heiligenviten. Dabei machte er eine entscheidende geistliche Entdeckung: Die Lektüre löste ganz unterschiedliche innere Regungen aus.

„Wenn er an das von der Welt dachte, vergnügte er sich sehr; doch wenn er danach aus Ermüdung davon abließ, fand er sich trocken und unzufrieden. Und wenn er daran dachte, barfuß nach Jerusalem zu gehen und nur Kräuter zu essen und alle übrigen Strengheiten auszuführen, von denen er las, dass die Heiligen sie ausgeführt hatten, war er nicht nur getröstet, während er bei diesen Gedanken war, sondern blieb auch, nachdem er davon abgelassen hatte, zufrieden und froh.– Bericht des Pilgers

Ignatius unterschied zwischen kurzfristigem Trost, der ihn leer zurückließ, und langfristigem Trost, der ihn nachhaltig erfüllte. Den einen schrieb er dem Teufel zu, den anderen Gott. Diese „Unterscheidung der Geister“ stellte sein bisheriges Leben radikal infrage und wurde später zu einem Grundpfeiler seiner Spiritualität.

Pilgerreise zum Montserrat

Nicht mehr der eigene Ruhm, sondern die Ehre Gottes wurde nun zum Mittelpunkt seines Lebens. Dies brachte ihm eine Freude, die blieb. Nach seiner Genesung zog Ignatius nach Montserrat, einem berühmten Benediktinerkloster bei Barcelona. Dort legte er feierlich seine Waffen vor dem Marienaltar nieder und beichtete mehrere Tage lang sein bisheriges Leben.

Von Montserrat zog er weiter nach Manresa, wo er fast ein Jahr lang als Pilger lebte, oft in einer Höhle am Stadtrand. Dort erlebte er tiefe innere Kämpfe und auch Depressionen. Er erinnerte sich an sein früheres Leben als Offizier – ein Spieler und Ruhmsüchtiger. Als ihm die Leere seines bisherigen Strebens bewusst wurde, fühlte er sich verloren und ohnmächtig.

In dieser Verzweiflung erkannte er, dass er sich selbst nicht erlösen konnte – egal wie sehr er sich mühte. Erst als er sich Gott völlig hingab, fand er Frieden. Der eitle Soldat, der nie verlieren wollte, legte nun seine Waffen endgültig nieder. Aus dem Ritter wurde ein Bettler und Pilger.

In Manresa entwickelte er die Grundzüge der Geistlichen Übungen, einer Sammlung von Gebeten, Meditationen und Reflexionen, die bis heute zentral für die ignatianische Spiritualität sind.

Gründung der Gesellschaft Jesu

Ignatius wollte nach Jerusalem pilgern, um dort Christus nachzufolgen, doch die politischen Wirren im Heiligen Land machten dies unmöglich. Also entschloss er sich, Theologie zu studieren, um anderen besser dienen zu können. Er begann in Barcelona, setzte seine Studien in Alcalá und Salamanca fort und musste dort mehrfach inquisitorische Verhöre über sich ergehen lassen, weil seine neuen geistlichen Übungen an ketzerischen Bewegungen erinnerte.

Schließlich zog er nach Paris, wo er 1528 an der Sorbonne studierte. Dort lernte er Männer kennen, die seine Vision teilten, darunter Franz Xaver, Peter Faber und weitere Gefährten. Gemeinsam legten sie am 15. August 1534 auf dem Montmartre in Paris ihre ersten Gelübde ab: Armut, Keuschheit und das Ziel, ins Heilige Land zu reisen oder – wenn das nicht möglich wäre – sich dem Papst für Missionen zur Verfügung zu stellen.

Diese Gemeinschaft nannte sich später „Societas Jesu“ – Gesellschaft Jesu. 1539 konstituierten sie sich als Orden, der 1540 von Papst Paul III. mit der Bulle Regimini militantis Ecclesiae offiziell bestätigt wurde. Ignatius wurde zum ersten Ordensgeneral gewählt.

Die Jesuiten waren keine gewöhnlichen Mönche. Sie verstanden sich als missionarische Gemeinschaft mitten in der Welt, bereit, dorthin zu gehen, wo die Kirche sie brauchte. Schon wenige Jahre nach der Gründung verbreitete sich der jesuitische Geist über die ganze Welt: In Europa wirkten sie in der Gegenreformation, gründeten Schulen und Universitäten. Missionare wie Franz Xaver brachten das Evangelium nach Indien, Japan und bis nach China. In Nord- und Südamerika errichteten sie Siedlungen (Reduktionen), in Afrika begleiteten sie die portugiesischen Handelswege.

Das Motto der Jesuiten fasst Ignatius’ Lebensweg zusammen: (Omnia) ad majorem Dei gloriam“ – (Alles) zur größeren Ehre Gottes.

Aus einem eitlen baskischen Offizier wurde ein Mann, der sich ganz Gott ergab. Seine persönliche Wandlung, die Lehre von den Exerzitien, die Unterscheidung der Geister und der Aufbau eines großen Missions- und Gelehrtenordens machten Ignatius von Loyola zu einem der einflussreichsten Heiligen der Kirchengeschichte.

Festtag: 31. Juli

Patronate: Gesellschaft Jesu; Soldaten; Exerzitien; Biskaya; Gipuzkoa; Ateneo De Manila University; die Erzdiözese Baltimore, Maryland; die Diözese Antwerpen, Belgien; Belo Horizonte, Brasilien; Junín, Buenos Aires, Argentinien; Rom, Italien; Unfälle und Verletzungen.

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Mehr Informationen

Literatur und Quellen:

  • Ignatius von Loyola, Bericht des Pilgers. Übersetzt und kommentiert von Peter Knauer.

Siehe auch:

https://www.cathwalk.de/2023/12/02/franz-xaver-geh-hinaus-in-die-ganze-welt-und-verkunde-das-evangelium

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