Was treibt einen jungen Spanier dazu, alles zurückzulassen und eine lebensgefährliche Reise ans andere Ende der Welt anzutreten – ohne zu wissen, ob er überleben und ob er je zurückkehren würde? In den Worten des seligen Jesuiten Rupert Mayer lautet die Antwort schlicht: „Der Herr, der Herr, der Herr!“ Doch es kommt noch etwas hinzu: eine grenzenlose Liebe zu den Menschen. Diese Liebe und der brennende Eifer für Gottes Sache prägten Franz Xaver zutiefst. Durch sie wird begreifbar, wer er war, was er tat und warum er schrieb:
„Wie viele Bekehrungen bleiben wegen des Mangels an Helfern, die sich des heiligen Werkes annehmen, in diesen Ländern noch zu wirken! Es packt mich, wie oft, das Verlangen, in die Universitäten Europas zu stürmen, schreiend mit lauter Stimme, wie einer, der nicht mehr bei Sinnen ist; vor allem in Paris wollte ich’s alle hören lassen, deren Wissen größer ist als der Wunsch, hiervon guten Gebrauch zu machen; vor versammelter Sorbonne wollte ich’s ihnen zurufen: wie viele Seelen vom Wege des Heiles abkommen durch ihre Schuld, wie viele Seelen verlorengehen durch ihre Gleichgültigkeit!“
„Wenn sie mit gleichem Eifer, den sie den Studien zuwenden, auch jene Rechenschaft überdenken würden, die Gott, unser Herr, dereinst von ihnen fordern wird; wenn sie mit der nämlichen Wachsamkeit die ihnen vom Herrn verliehenen Talente prüfen wollten – wie viele von ihnen müssten erschüttert sein! Sie würden die Mittel zu ihrem Heile ergreifen, sie würden geistliche Übungen halten: diese Übungen, ausersehen sie im Inneresten ihrer Seele den heiligen Willen Gottes erkennen zu lassen und ihn zu begreifen in seiner Tiefe. Und sie würden sich diesem göttlichen Willen fortan bereitwilliger als ihren eigenen Neigungen hingeben, sprechend: Herr! Siehe, hier bin ich. Was willst Du, dass ich tun soll? Sende mich, wohin Du willst, und wenn es gut ist, selbst bis nach Indien!“
Diese Zeilen schrieb Franz Xaver am 15. Januar 1544 aus Goa an Ignatius von Loyola, seinen Ordensgeneral. Sein Herz brannte damals ganz für die Mission; in diesen Worten fand er Trost und Kraft. Franz Xaver ging als einer der größten Missionare der Kirchengeschichte in die Annalen ein – wenn jemand die Krone unter den heiligen Missionaren verdient, dann er.
Das Leben hingeben, um viele zu retten
Dabei begann sein Weg ganz anders. Der sanguinische Spanier aus adligem Haus kam 1525 nach Paris, um an der Sorbonne zu studieren. 1530 erwarb er den Magister Artium und plante, anschließend noch Theologie zu studieren und zu promovieren, um später von Domherrenpfründen leben zu können.
Dann aber trat die Vorsehung in sein Leben. Franz Xaver begegnete Ignatius von Loyola. Ignatius ließ sich von Xavers Ehrgeiz und Zukunftsplänen nicht beeindrucken und entgegnete nur: „Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber Schaden leidet an seiner Seele?“ (Mt 16,26). Diese Worte trafen Franz Xaver ins Herz. Sein Leben stellte sich von Grund auf auf den Kopf.
Ignatius weckte in ihm eine neue Sehnsucht. Bald machte Franz Xaver die geistlichen Exerzitien und übergab sich Christus ganz. Zuerst wurde seine eigene Seele gerettet – und bald darauf sollte er zum Werkzeug für das Heil Tausender werden. Er legte sein Leben in Gottes Hände und wollte es hingeben, um möglichst viele zu Christus zu führen.
Am 15. August 1534 gelobten Ignatius von Loyola, Franz Xaver und fünf weitere Gefährten in einer Marienkapelle auf dem Montmartre Armut und Ehelosigkeit. Die Gesellschaft Jesu war geboren. 1537 wurde Franz Xaver in Venedig zum Priester geweiht.
Aufbruch ins Ungewisse
Franz Xaver wurde Sekretär der jungen Gesellschaft Jesu und arbeitete eng mit Ignatius an deren Konstitutionen. Er gehörte zu den ersten Gefährten und war so eng mit Ignatius verbunden, dass man ihn als möglichen Nachfolger des Ordensgründers sah.
Doch der Ruf in die Mission kam unerwartet: 1540 bat der portugiesische König um Missionare für Indien. Ignatius wählte zwei Gefährten aus – Simon Rodrígues und Nicolás Bobadilla. Als Bobadilla erkrankte und auch sein Ersatzmann ausfiel, blieb nur noch Franz Xaver. Er wurde vorgeschlagen – und er gehorchte.

Am 7. April 1541, an seinem 35. Geburtstag, brach er nach Indien auf. In Indien und später in Japan tat er alles, um möglichst viele Menschen für Christus zu gewinnen. In einem Brief nach Rom berichtete er, er taufe so viele, dass ihm der Arm schmerze. Franz Xaver brannte für die Mission – er lebte für sie, ja er war die Mission. Wie viele Menschen er wohl für Christus gewonnen hat? Wie viele ihm ihr ewiges Heil verdanken? Niemand kann ermessen, wie groß seine Liebe gewesen sein muss.
Die Wunder des heiligen Franz Xaver
Die Mission des Heiligen war nicht nur geprägt von Predigt und Taufe – sondern auch von zahlreichen Wundern, die in Missionsberichten und Augenzeugenzeugnissen überliefert sind. Einige der bekanntesten seien erwähnt:
1. Die Auferweckung der jungen Adeligen in Japan
Das berühmteste Wunder geschah in Japan: Eine junge Adelige war verstorben, ihr verzweifelter Vater – ein Heide – fiel Franz Xaver zu Füßen und flehte ihn an, seine Tochter ins Leben zurückzurufen. Xaver zog sich zurück, betete innig mit seinem Gefährten Fernandez und sprach dann: „Geh hin, deine Tochter lebt!“ Und tatsächlich: Die Tochter erstand wieder auf.
2. Heilungen von Kranken und Besessenen
Überall, wohin er kam – in Indien, auf den Molukken, in Japan –, suchten Kranke seine Nähe. Viele wurden augenblicklich gesund: Blinde sahen, Taube hörten, Fieber legte sich. Zeitgenossen berichten auch von Befreiungen Besessener.
3. Das Meer gehorcht ihm
Auf seinen langen Schiffsreisen kam es mehrfach zu Stürmen, die das Leben aller an Bord bedrohten. Franz Xaver segnete das Meer, warf sein Kreuz ins Wasser oder betete laut – und der Sturm legte sich. Seeleute sahen in ihm einen Mann, dem selbst die Elemente gehorchten.
4. Multiplikation von Essen und Wasser
Auf Reisen durch entlegene Regionen Indiens soll er Essen für hungrige Dörfer vermehrt haben. Ebenso berichten Missionschroniken von der wundersamen Vermehrung von Trinkwasser auf seinen Seefahrten.
5. Übernatürliche Sprachgabe
Franz Xaver predigte in Gegenden, deren Sprachen er nicht sprechen konnte. Dennoch verstanden ihn die Menschen. Zeugen berichten, dass er predigte – und jeder hörte ihn in seiner eigenen Sprache. Ein charismatisches Geschenk, das ihm missionarische Türen öffnete.
6. Schutz vor Krankheit und Verletzung
Trotz härtester Bedingungen – weite Reisen, tropische Krankheiten, Hunger, widrige Umstände – blieb Franz Xaver über Jahre hinweg unversehrt.
Der große Missionar stirbt einsam
Sein größter Traum blieb unerfüllt: China. Er wollte das riesige Reich erreichen, den Kaiser bekehren, das Evangelium ins Herz Asiens tragen. Doch es kam anders. Auf der kleinen Insel Sancian, unweit des chinesischen Festlandes, erkrankte er schwer.
Franz Xaver starb am 3. Dezember 1552, mit nur 46 Jahren, in einer einfachen Schilfhütte. Nur sein treuer Diener stand ihm zur Seite. Seine letzten Worte lauteten:
„Herr, ich suche Zuflucht bei dir. Lass mich doch niemals scheitern!“ (Psalm 71,1).
Er ist nicht gescheitert. Was bleiben sind tausende Taufen, zahllose Wunder und ein missionarischer Eifer, der ihn zum Patron der Mission und zu einem der strahlendsten Heiligen der Kirche machte.
Festtag: 3. Dezember
Attribute: Soutane, Chorrock, Stola, Ferraiolo, Kruzifix
Patronate (u.a.): Missionen, Glaubensverbreitung, Freising
Außerdem ist Franz Xaver zusammen mit Maximilian Kolbe einer der Patrone von Cathwalk.de
Heiliger Franz Xaver, bitte für uns!
Literatur:
- HAUB, Rita, Franz Xaver. Aufbruch in die Welt, Kevelaer 2002.